Die Perspektive des Nachbarn

„Wir gemeinsam in Europa – ein Blick aus den Niederlanden“, lautete der Titel einer Diskussionsveranstaltung, zu der das GSI mit dem Auswärtigen Amt und der Stadt Bonn am 21. September eingeladen hatten. Dirk Brengelmann, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in den Niederlanden, berichtete, wie in seinem Gastland die aktuellen Debatten in der EU wahrgenommen werden. In seiner Begrüßung lud Dr. Ansgar Burghof, Direktor und Vorstand des GSI, die Teilnehmer ein, „mit uns gemeinsam Europa neu zu denken“.

Burghof verwies zu Beginn der Veranstaltung darauf, dass das GSI mit seinen Angeboten an einem Europa arbeite, „in dem Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit, Rechtsstaatlichkeit und Frieden die Eckpfeiler sind. Eines, das für Offenheit, Freizügigkeit, Begegnungen und Diversität steht.“ Die Bonner Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller machte anschließend deutlich, wie gut die Diskussion über Europa im Allgemeinen und die über das deutsch-niederländische Verhältnis im Besonderen nach Bonn passe. Unter anderem tausche sich die Stadtverwaltung im Rahmen eines Erasmus-Plus-Programms mit Kolleginnen und Kollegen in Utrecht aus.

 

Soll die Integration weiter vertieft werden? Ist eine Ausweitung des Euro-Raumes wünschenswert? Wie kann ein Europa der „zwei Geschwindigkeiten“ aussehen, in dem einige Staaten enger zusammenarbeiten als andere? Das waren nur einige der Fragen, die von Moderatorin Barbara Wesel, Studio Brüssel der Deutschen Welle, in der lebhaften Diskussion mit dem Publikum aufgegriffen wurden. 

 

Auch der Brexit, den Wesel als den „Elefant in Raum“ bezeichnete, kam zur Sprache. Botschafter Brengelmann berichtete, dass die EU-Kritiker in den Niederlanden nach dem britischen Beschluss etwas zurückhaltender argumentierten als zuvor. Denn die Gefahr, dass das Staatenbündnis grundsätzlich in Frage gestellt werden könne, habe „doch zu einer gewissen Ernüchterung geführt“. Und gerade die Verflechtung zwischen der niederländischen und britischen Wirtschaft sei eng, wie die Konzerne Unilever und Shell zeigten. 

 

Aus niederländischer Perspektive sei es allerdings wichtig, so Botschafter Brengelmann, bestehende EU-Regelungen auch umzusetzen. Dabei würde eine pragmatische Haltung zu den Vorzügen wie den Nachteilen des Einigungsprozesses eingenommen. Wichtig sei für die Niederlande, dass die Stimme der „kleineren“ EU-Staaten berücksichtigt würde.    

 

Die intensive Diskussion zeigte, dass ein großes Bedürfnis nach Austausch  über die drängenden europäischen Fragen besteht. Die Veranstaltungsreihe des Auswärtigen Amtes, die anlässlich der Unterzeichnung der Römischen Verträge vor 60 Jahren gestartet wurde, wird fortgesetzt. Das GSI engagiert sich dabei als Partner.

 

Fotos: Eduard N. Fiegel