Für die Zukunft der EU „sorgenvoll zuversichtlich“

Viele grüne Karten am Ende der Diskussionsveranstaltung zeigten: Die Zuversicht des Publikums in die Zukunft Europas ist groß. Botschafter Reinhard Silberberg, Ständiger Vertreter Deutschlands bei der Europäischen Union, zeigte sich erfreut über das Votum. Auf Einladung des Auswärtigen Amts, des Gustav-Stresemann-Instituts e.V., des General-Anzeigers Bonn und der Stadt Bonn stand er Dr. Helge Matthiesen, Chefredakteur des General-Anzeigers, Rede und Antwort. Die Dialogveranstaltung am Montag, 13. Februar, unter dem Titel „Welches Europa wollen wir?“ machte gleichzeitig deutlich, dass der Gesprächsbedarf zu EU-Politik und aktuellen Herausforderungen groß ist.

„Es geschehen große Veränderungen in Europa. Es geht nur gemeinsam. Lasst uns stolz sein auf Europa“, mahnte GSI-Direktor Dr. Ansgar Burghof in seiner Begrüßungsrede. Und auch Ashok Sridharan, Oberbürgermeister der Stadt Bonn, rief dazu auf, Europa im Dialog zu verbessern. „Lassen sie uns gemeinsam unser Europa gestalten“, appellierte Sridharan. 

Dass es für diesen geforderten Zusammenhalt auch seitens der EU noch Unterstützung bedarf, dessen sei man sich in Brüssel bewusst, erklärte Botschafter Silberberg. So sei es wichtig, die EU-Politik auch verständlich zu vermitteln: „Wir müssen unsere Erfolge mit den Bürgern teilen. Besonders die jüngere Generation bezieht viele ihrer Informationen aus den sozialen Netzwerken, also müssen diese verstärkt genutzt werden.“

In der weiteren Diskussion ging es auch darum, inwiefern die Akzeptanz der europäischen Idee eine Frage der Generationenzugehörigkeit sei, und welche Konsequenzen der Brexit für Europa haben werde. Matthiesen rief auch das Thema EU-Erweiterung auf. Silberberg wies einerseits darauf hin, dass „die EU sich nicht zu Tode erweitern kann“. Gleichzeitig betonte er, dass Länder, die Mitglied in der EU werden wollen, sich ja auch „in die Position dazu bringen“ müssten. 

Viele der mehr als 200 Teilnehmer nutzten die Möglichkeit des Dialogs und fragten Botschafter Silberberg zu den Beitrittsverhandlungen mit der Türkei, dem Korruptionsproblem in Rumänien und dem Umgang mit dem „Brain-Drain“ in einigen Mitgliedsstaaten. Dass es an und in der EU einigen Verbesserungsbedarf gibt, darin waren sich Botschafter und Publikum einig. Und auch Silberbergs Einschätzung zur Zukunft Europas schienen viele Teilnehmer zu teilen: „Ich bin sorgenvoll zuversichtlich“, sagte der Botschafter. Mit den verteilten Karten stimmte das Publikum ihm zu.

Die Dialogveranstaltung war Teil einer Reihe des Auswärtigen Amts, in der bundesweit die Frage der Zukunft Europas diskutiert werden soll. Bereits mehr als 30 Veranstaltungen hat das Auswärtige Amt mittlerweile ausgerichtet, in den kommenden Wochen folgen weitere. Auch in Bonn konnten die Teilnehmer durch interaktive Elemente wie Stimmkarten ein Meinungsbild abgeben. Im Rahmen einer Bürgerwerkstatt im März werden die Diskussionsergebnisse in Berlin auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel vorgestellt. 

 

Fotos: Eduard N. Fiegel