„Mehr Lobby-Arbeit für die politische Bildung“

„Wenn wir uns aktuellen Fragen nicht stellen, steht unsere Existenzberechtigung auf dem Spiel“, warnte Hans-Georg Golz, Leiter des Fachbereichs Print der Bundeszentrale für politische Bildung. Auf Einladung des Gustav-Stresemann-Instituts diskutierte er mit Friedrun Erben, Referentin für Kommunikation und Medien des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten, Erik Bettermann, Vorsitzender des GSI, und den Beschäftigten des GSI am 19. November die Zukunft der politischen Bildung. Im Verlauf des Workshops wurde deutlich: Die politische Bildung muss auch an ihrem Image arbeiten.

„Wie kann die politische Bildung die Bekanntheit ihrer Einrichtungen und ihrer Angebote erhöhen und deutlich machen, was sie leisten?“, war eine der Fragen, die Friedrun Erben in ihrem Vortrag aufrief. Nur eines von vielen Spannungsfeldern in der politischen Bildung, auf das die Redner in ihren Beiträgen hinwiesen. „Einerseits wird klassische Institutionenkunde erwartet, andererseits sollen wir als Feuerwehr bei aktuellen Themen aushelfen“, nannte Hans-Georg Golz ein weiteres. Der Leiter des Fachbereichs Print der BpB zählte neun Herausforderungen für die politische Bildung auf. Darunter waren unter anderem die Diversifizierungen der Zielgruppen und die Digitalisierung. Hier habe die Bundeszentrale schon zahlreiche Formate entwickelt und sich auch über Kooperationen – etwa mit RTLII – neuen Zielgruppen zugewandt. „Wir sind manchmal so etwas wie der seriöse Leuchtturm in der Unruhe des Internets“, sagte Golz. „Aber nicht alles lässt sich auf einen Youtube-Spot runterbrechen.“

 

Friedrun Erben brachte einen weiteren Aspekt in die Diskussion: „Wie kann das Gedächtnis der politischen Bildung weitergetragen werden?“, fragte sie angesichts eines anstehenden Generationenwechsels. Eine Generation politischer Bildner und Bildnerinnen verabschiede sich aktuell und in den kommenden Jahren, die aus eigenen biographischen Erfahrungen heraus, quasi durch die “Innenausstattung“ ihrer Generation, die politische Bildung geprägt habe. Die Nachfolgenden kämen häufig von außen und hätten kaum Erfahrungen in der politischen Bildung. „Es muss beim Generationenwechsel aber auch Kontinuitäten geben“, sagte Erben und verwies auf Angebote des AdB, die hierbei unterstützten. Von Fachtagungen und Fortbildungen über Vorlesungsreihen und der Zusammenarbeit mit der Forschung reichten die Initiativen, erklärte Erben. Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingsdebatte zeigten sich aktuell noch einmal ganz neue Herausforderungen für die politische Bildung, auf die die Träger bereits mit Konzepten und Angeboten reagiere. In dieser Diskussion werde aber auch deutlich, dass Themen der politischen Bildung „nicht mehr national zu fassen“ seien. 

 

Den Aspekt der Internationalisierung griff Erik Bettermann in seinem Vortrag auf. „Die Situation der Flüchtlinge zeigt, dass wir grenzüberschreitend tätig sein müssen“, sagte der Vorsitzende des GSI. Diese supranationale Ausrichtung müsse sich in den Kompetenzfeldern der politischen Bildung im Allgemeinen und in den Angeboten des GSI im Besonderen wiederfinden. Nahost-Konflikt, EU-Osterweiterung und transatlantische Beziehungen – nur drei der Themenfelder, die Bettermann aufzählte. Sein Vorstoß, dass das Verständnis für politisches Handeln durch politische Bildung auch eine stärkere Lobby brauche, stieß sowohl bei seinen Vorrednern als auch beim Direktor des GSI, Ansgar Burghof, auf Unterstützung. Während seiner Moderationen schilderte Burghof seine Beobachtung, dass die politische Bildung in öffentlichen Debatten häufig im Schatten anderer Angebote – etwa den Volkshochschulen – stehe. „Für ein erfolgreiches Lobbying brauchen wir aber auch eine klare Botschaft“, so der Direktor des GSI. 

 

Wie diese aussehen kann, ergab sich aus den jeweils anschließenden Diskussionen mit den GSI-Beschäftigten. „Fit machen zur Teilhabe“ – mit diesem Vorschlag stieß Thomas Grimm, Referent im GSI, auf viel Zustimmung unter den Teilnehmern des Workshops.

 

Das GSI setzt die Diskussion um die Zukunft der politischen Bildung in den kommenden Monaten mit weiteren Workshops fort.