Deutsch-Französischer Medienpreis 2018 geht an Jürgen Habermas

Der diesjährige Große Deutsch-Französische Medienpreis geht in diesem Jahr an den Philosophen und Soziologen Prof. Dr. Jürgen Habermas. Das haben die Mitglieder des Deutsch-Französischen Journalistenpreises (DFJP) in ihrer Sitzung am 15. März entschieden. Das GSI mit seinem Schwerpunkt in der deutsch-französischen und interkulturellen Zusammenarbeit ist Mitglied des DFJP e.V.

Nach den Worten des DFJP-Vorstandsvorsitzenden und Intendanten des Saarländischen Rundfunks, Professor Thomas Kleist, würdigen die Organisatoren des Preises damit das jahrzehntelange Engagement des Gelehrten für ein demokratisch verfasstes Europa. „Jürgen Habermas hat durch seine wissenschaftliche Arbeit Generationen von Akademikern geprägt und durch seine regelmäßigen Zwischenrufe die Debatte über die Zukunft Europas maßgeblich mitbestimmt. Es ist uns deshalb eine Ehre und große Freude, diesen herausragenden Intellektuellen und ‚Weltbürger‘ auszuzeichnen und ihm für sein Lebenswerk zu danken.“ 

Dies gelte besonders angesichts der zentralen Rolle, die Deutschland und Frankreich für die weitere Entwicklung in Europa zukomme. „Jürgen Habermas steht für ein Europa der Bürger“, so Kleist, „sowie für eine offene Gesellschaft, deren rechtlicher Rahmen nur durch eine freie Willensbildung sowie durch unabhängige Wahlen geschaffen werden kann.“ Eine Fortentwicklung der Europäischen Union, die diesen Zielen gerecht wird, sei deshalb eine der Grundvoraussetzungen, um die Souveränität ihrer Mitgliedstaaten und der Bürgerinnen und Bürger in einer globalen Welt zu verteidigen. Kleist weiter: „Die Debatte über die Zukunft Europas ist ohne die Einwürfe und Zwischenrufe von Jürgen Habermas nur schwer vorstellbar.“ Für viele, die an eine noch engere Zusammenarbeit innerhalb Europas, an die Werte einer Demokratie und an das Recht jedes Einzelnen glaubten, sein Leben eigenverantwortlich zu gestalten, sei der Philosoph deshalb über die Jahre hinweg zu einem Idol geworden. Die Thesen und Argumente Jürgen Habermas‘ fänden zudem auch in der jüngeren Generation weiterhin großen Rückhalt und Aufmerksamkeit; der Philosoph gehöre deshalb unverändert zu den Leitfiguren und Hoffnungsträgern einer gerechteren und friedlicheren Zukunft, so Kleist. 

Der Große Medienpreis wird an eine Persönlichkeit oder eine Organisation verliehen, die sich in besonderer Weise um die deutsch-französische und europäische Verständigung verdient gemacht hat. Zu den Preisträgern des Großen Deutsch-Französischen Medienpreises in der Vergangenheit gehören unter anderem Simone Veil, Volker Schlöndorff, Valéry Giscard d’Estaing, Helmut Schmidt, Alfred Grosser, Jean Asselborn, der Karikaturist Plantu und die von ihm gegründete Organisation „Cartooning-for-peace“ sowie die Hilfsorganisation SOS-MEDITERRANEE. 

 

Neben dem Großen Deutsch-Französischen Medienpreis werden auch herausragende journalistische Arbeiten in insgesamt fünf Kategorien (Video, Audio, Print, Multimedia und Nachwuchspreis) mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 4. Juli 2018 in Berlin im ZDF-Zollernhof, Unter den Linden statt. 

 

In diesem Zusammenhang unterstrich Professor Kleist noch einmal die Bedeutung unabhängiger Medien für den Dialog und das bessere Verständnis über Ländergrenzen hinweg. „Die freie Presse wird ihre Rolle in einer globalisierten Welt nur dann verteidigen können, wenn auch Journalisten und Journalistinnen sich entsprechend vernetzen“, so Kleist. Die Zusammenarbeit bei der Recherche von wichtigen Themen müsse deshalb fortgesetzt werden. Dies hätten die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Europa sowie große Verlagshäuser inzwischen erkannt und die aktuellen Erfolge auf diesem Weg – beispielsweise bei den Enthüllungen von Steuerhinterziehung und Kapitalflucht in großem Stil – seien ermutigend. Kleist betonte, Habermas habe dies schon sehr früh zum Thema gemacht und sich leidenschaftlich für eine freie und unabhängige Presse – als Grundpfeiler des gesellschaftlichen Diskurses – eingesetzt. „Ziel des Deutsch-Französischen Journalistenpreises ist es, weiterhin alle verschiedenen Stimmen der Gesellschaft in der Presse- und Medienlandschaft zu repräsentieren und eine Gegenüberstellung von Ideen und Meinungen zu fördern. Der DFJP steht für eine unabhängige, unparteiische sowie kritische Berichterstattung“, so der Vorstandsvorsitzende.