Lebhafte Diskussion zur deutsch-französischen Freundschaft

Anlässlich der deutsch-französischen Tags hatten das Institut francais Bonn und das GSI am Montag, 22. Januar, zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Themen waren sowohl der Blick auf das jeweilige Nachbarland, als auch die Frage nach der gemeinsamen Wertegemeinschaft und den Wünschen für die Zukunft. Im Anschluss spielte die Band Son Kapital ein mitreißendes Konzert.

An der Podiumsdiskussion nahmen der Historiker Prof. Dr. Guido Thiemeyer (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) und Camille Naulet (Referentin im Deutsch-Französischen Bereich des Institut für angewandte Kommunikationsforschung in der Außerschulischen Bildung) teil. Die Moderation übernahm Dr. Landry Charrier, Leiter des Institut francais Bonn, der auch das Publikum in den inhaltlichen Austausch aktiv einbezog.

 

„Der deutsch-französische Tag ist gerade in jetzigen Zeiten ein wichtiger und richtiger Anlass, um die Zusammenarbeit unserer beiden Länder zu würdigen“, so GSI-Direktor Dr. Ansgar Burghof in seiner Begrüßung. „Die Bedeutung dieses Tages zeige sich auch „in der Zusammenarbeit unserer Regierungen und Parlamente“: Die ergänzende gemeinsame Resolution von Assemblée nationale und Deutschem Bundestag erinnere unter anderem daran, dass die deutsch-französische Freundschaft ein Fundament der europäischen Integration und zugleich untrennbar mit dieser verwoben sei. „Ein – wie ich finde – mehr als angemessenes Signal, das heute aus Berlin und Paris kommt. Das wir mit der heutigen Veranstaltung unterstützen“, so Burghof.

 

Zu Beginn der Podiumsdiskussion fragte Charrier, inwieweit die Wahrnehmung des Nachbarlandes noch von Stereotypen geprägt sei. Prof. Thiemeyer erklärte, dass Klischees durchaus noch lebendig seien, zum Beispiel, wenn in Wahlkämpfen darüber eine politische Abgrenzung unterstrichen werde. Dann dienten die Klischees als „Definition dessen, was man nicht ist“. Camille Naulet berichtete, dass zu Beginn von Jugendbegegnungen die Teilnehmenden durchaus verschiedene Vorurteile artikulierten, die anschließend thematisiert würden. Am Ende der Seminare sei gerade in dieser Frage immer ein großer Unterschied zu beobachten, wenn die Teilnehmenden gelernt hätten, die andere Perspektive zu verstehen. Dieser Effekt wurde auch aus dem Publikum bestätigt: Anwesende Schülerinnen und Schüler berichteten, wie sehr sie persönlich ihre Einschätzung des „Fremden“ durch die Austausch-Besuche verändert hatten. Andere Gäste der Veranstaltung berichteten von ähnlichen Erfahrungen nach der gemeinsamen Arbeit in gemischt-nationalen Teams in Unternehmen.

 

Zuvor hatten Schülerinnen und Schüler in einer szenischen Parabel den Streit und die Versöhnung zwischen gallischem Hahn und deutschem Adler dargestellt.

 

Zum Abschluss stand die Zukunft im Mittelpunkt der Diskussion. Vielfach wurde gerade von Jüngeren betont, dass die Errungenschaften der europäischen Integration stärker kommuniziert werden müssten. „Für uns sind Frieden und  Reisefreiheit so selbstverständlich, dass wir uns gar nicht vorstellen können, dass sie bedroht sein könnten“, lautete ein Argument. Prof. Thiemeyer unterstrich, dass die Zustimmung zur Integration von drei gemeinsamen Werten abhänge: Demokratie, Marktwirtschaft mit sozialer Verantwortung sowie einem rationalen Umgang mit Wissenschaft und Religion. Solange diese geteilt würden, könnten auch strukturelle und politische Unterschiede überbrückt werden. Camille Naulet wies auf die Bedeutung von persönlichem Kontakt und Austauschprogrammen hin, „die gerade für diejenigen notwendig sind, die keine Möglichkeiten haben, andere Länder kennen zu lernen“. Die deutsch-französische Freundschaft beruhe auf persönlichen Freundschaften, waren sich die Teilnehmer einig.

 

Die Band Son Kapital aus Berlin spielte im Anschluss ein Konzert, das mitreißend zwischen den Genres Pop, Reggae und Weltmusik sowie den Sprachen Deutsch und Französisch hin- und herwechselte.

 

Fotos: Lucas Heinz