„Wenn wir Menschen zusammenbringen, wird es Emotionen geben“

„Wenn man Menschen zusammenbringt, passiert etwas.“ Das sagte Sylvie Goulard, Mitglied des Europäischen Parlaments, am Freitag, 20. Januar, im Gustav-Stresemann-Institut. Gemeinsam mit dem Institut français Bonn hatte das GSI anlässlich des deutsch-französischen Tags zur Podiumsdiskussion „Wohin mit Europa? - Deutschland und Frankreich vor der Wahl“ eingeladen. Goulard ergänzte, die Union sei keine Staaten-Union, „sie ist eine Staaten- und Bürger-Union. Wenn wir Menschen zusammenbringen, wird es Emotionen geben.“ Mit Blick auf Begegnungsprojekte, die sie mitgestaltet habe, sagte Goulard: „Wir sollten immer das Risiko auf uns nehmen, Menschen miteinander zu verknüpfen. Wir müssen Europa für alle Bürger organisieren.“ Als weiterer Diskutant saß Axel Voss, ebenfalls MdEP, auf dem Podium. Moderiert wurde die Runde von Matthias Beermann, Chefkorrespondent, Rheinische Post.

In seiner Begrüßung machte Dr. Ansgar Burghof, Direktor und Vorstand des GSI, vor rund 150 Teilnehmern deutlich, dass es „gegen eine unsicherer gewordene Welt nur eine Antwort“ geben könne: „Wir müssen Europa wieder zu dem machen, was es 70 Jahre lang war – ein demokratischer, wirtschaftlich starker Kontinent, dessen Strahlkraft weltweit zeigt: Unsere Werte sind die Grundlage für Demokratie, Frieden, Rechtsstaatlichkeit und Wohlstand.“ Burghof forderte dazu auf, Europa neu zu denken. „Lasst uns enger zusammenrücken, lasst uns behaupten in dieser globalisierten Welt. Lasst uns stolz sein auf Europa.“

Deutschland und Frankreich trügen in diesem Prozess eine besondere Verantwortung, betonte Prof. Dr. Françoise Rétif, Leiterin des Institut français Bonn. „Man weiß, dass ohne die beiden größten Länder der europäischen Union und ohne eine gute deutsch-französische Verständigung die europäische Integration kaum Chancen hat.“

Axel Voss bekräftigte die Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen. „Bei allen Widersprüchen habe ich das Gefühl, dass Frankreich und Deutschland sich nie trennen dürfen.“ Es dürfe nie so sein, dass „Frankreich denkt: ‚Wir suchen im Süden Europas Mehrheiten gegen Deutschland‘. Dann ist der Riss da.“

Stefanie Fey, Juniorbotschafterin des Deutsch-Französischen Jugendwerks für Bonn, vermittelte in ihrer Einführung die Perspektive junger Menschen. Für diese bedeute Europa in erster Linie Frieden, Sicherheit und offene Grenzen. „Der Gedanke von Austausch und Mobilität ist grundlegend dafür, dass die europäische Idee nachfolgenden Generationen erhalten bleibt“, so Fey. Gerade mit Blick auf die anstehenden Wahlen und die Erfolge von Rechtspopulisten plädierte sie dafür, finanzielle Mittel für Austauschprogramme auszuweiten, damit diese nicht nur für akademische Eliten möglich seien.

Die deutsch-französische Zusammenarbeit ist seit der Gründung 1959 das Kernstück der Angebote des GSI. Zielgerichtet verbinden wir in unseren Begegnungen europäische Themen mit berufsfachlichen, sozial- und gesellschaftspolitischen Inhalten. Dabei fördern unsere Methoden des interkulturellen Lernens in besonderem Maße das gegenseitige Verständnis und tragen zu einem europäischen Bewusstsein bei.

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