Tour de France

Der neue französische Präsident Emmanuel Macron setzte zu Beginn seiner Siegesparty in Paris ein unüberhörbares europäisches Zeichen: Noch vor der Marseillaise erklang an der Seine die Europa-Hymne „Freude, schöner Götterfunken…“. In Brüssel und Berlin ist man erleichtert – der antieuropäische Kelch ist an uns vorübergegangen. Ein Kommentar von Dr. Ansgar Burghof, Direktor und Vorstand des GSI.

Die Aussagen Macrons aus dem Wahlkampf klingen noch im Ohr: Er macht sich für einen europäischen Finanzminister stark, will ein eigenes Parlament für die Eurozone, plädiert für einen europäischen Finanzausgleich. Und er spricht sich gegen Spardiktate gegenüber strukturschwachen Ländern aus. Auch die Eurobonds tauchen bei ihm auf. Macron will also mehr Europa wagen. Das tut Europa gut.

Jetzt steht Emmanuel Macron vor dem Praxistest. In wenigen Wochen sind Parlamentswahlen. Da muss er seine Bewegung „En marche“ zu einer schlagkräftigen Partei formen. Sonst ist er ein Präsident ohne verlässliche Mehrheiten im Parlament. Für Macron ist dies noch ein langer Weg, an dessen Ende auch weniger Europa stehen kann.

In seiner Berliner Rede hat der jetzige französische Präsident – dem ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog folgend – von einem Ruck gesprochen, der jetzt durch Europa gehen müsse. Ein erster Schritt ist getan, jetzt gilt es, mit langem Atem Europa neu zu denken. Dies ist die Hoffnung vieler, die Macron gewählt haben – auch als Gegenentwurf zu Marine Le Pens Abschottungskurs. Jetzt gilt es, Kurs zu halten. Denn dies hat die Wahl in Frankreich gezeigt: Zu Europa gibt es keine vernünftige Alternative. Ein langer Weg beginnt mit einem ersten Schritt. En marche.