Wir lernen im Vorwärtsgehen

Wir lernen im Vorwärtsgehen - mit diesem Motto hat sich das GSI durch die Turbulenzen des Jahres 2020 gearbeitet. Und was haben wir alles gelernt! Wer von uns wusste im Januar 2020 schon, wie OP-Masken fachgerecht aufgesetzt werden, was ein R-Wert ist oder welche Strategien es zur Pandemie-Bekämpfung gibt? Ich vermute: die Wenigsten.

Wilfried Klein2020 war, aus der Perspektive eines politischen Bildners, ein gewaltiger Lernprozess, der Gewissheiten umgestürzt, das tägliche Leben bis in die kleinsten Facetten verändert und Gesellschaft wie Politik herausgefordert hat. Wir haben uns, das Land und die Welt, in der wir leben, ganz neu kennen gelernt.  Wir haben erfahren, wie schnell  grundlegende Veränderungen ins Werk gesetzt werden können, wenn der politische Wille da ist. Und schon im ersten Lock-down wurde deutlich, wie mächtig Solidarität und praktische Phantasie sein können, wenn es gilt, Netzwerke der Hilfe und Unterstützung aufzubauen. Die Frage, was wirklich system-relevant für ein gutes Leben ist, wurde und wird täglich neu beantwortet. Zugleich wurde aber auch deutlich, wie groß die Verluste sind. Über eine Million Menschen sind weltweit gestorben. Über eine Million. Betroffen sind aber auch: Internationale Kooperation & Offene Grenzen, Bildungsgerechtigkeit, die (Über-)Lebensbedingungen in den Staaten des globalen Südens – um nur einiges zu nennen. Wer vor der Krise Privilegien besaß, kann sie besser meistern. Wer wenig zu verlieren hat, dem wird auch das genommen. Die Debatte um die  globale Verteilung der Impfstoffe spiegelt das wider. Die Menschen, mit denen und für die wir politische  Diskurse organisieren, sind geprägt von dieser Erfahrung der tiefen Verunsicherung und des Umbruchs.

Aber auch die Politische Bildung selber hat einen rasanten Lernprozess durchlaufen. Waren digitale Formate zu Beginn des Jahres noch vielerorts nice-to-have sind sie heute gelebter Bildungs-Alltag. Sie haben wichtige Gestaltungsräume geöffnet, ohne die wir unsere Türen völlig hätten schließen müssen. Diese Erfahrungen werden die Post-Corona-Bildungslandschaft sicherlich sehr bereichern.  Zu den positiven und Mut machenden Erlebnissen gehört ebenso, dass die Institutionen, die politische Bildung fördern, schnell und konstruktiv reagiert haben, als es galt, die Regularien anzupassen. Ohne diese pragmatische Unterstützung hätten wir viele Bildungsangebote nicht mehr machen können. Wir haben erlebt, wie Verwaltung und Politik den Raum dessen, was möglich ist, aktiv erweitern und die Politische Bildung über den Tag hinaus strukturell unterstützen. Eine gute Erfahrung in dieser komplizierten Zeit. Auch in der Zusammenarbeit mit unseren vielfältigen Partnern und Kunden haben wir diese konstruktive Lösungsorientierung immer wieder erleben können. Dafür sind wir dankbar und es motiviert uns, hoffungsvoll auf 2021 zu blicken.

Zum aktiven Lernen gehören immer, in allen Lebensphasen und Lernkontexten, …  Pausen. Um das Neue zu verarbeiten. In Perspektive und Kontext zu setzen. Die Erfahrungen psychisch einzuverleiben, in die bestehenden Wissensgebäude zu integrieren. Und um sich schlicht zu erholen von der Anstrengung, die Lernen eben auch bedeutet.

Deshalb wünsche ich uns allen eine erholsame Zeit während der Feiertage. Nutzen wir diese Pause, um Kraft zu sammeln und die so vielfältigen Erfahrungen - die dramatischen, tragischen wie die ermutigenden - zu betrachten.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien einen guten und geruhsamen Start ins neue Jahr! Bleiben Sie zu Hause, bleiben Sie gesund!

Wilfried Klein
Geschäftsführender Vorstand
Leiter des GSI