Offene Wunden der Erinnerungskultur(en)?

04.07.2022 - 04.07.2022 in GSI Bonn (Seminarnummer 5/304/22)

Die Shoah, der Zweite Weltkrieg und der 24. Februar 2022

In Kooperation mit Verein Wissenskulturen e.V., Demokratischer Salon:, Theatergemeinde Bonn, Verein Gegen Vergessen- Für Demokratie e.V. veranstaltet das GSI aus der Reihe  der Erinnerungskultur(en)

Teilnehmende:
Dr. Katja Makhotina, Universität Bonn
Prof. Dr. Martin Aust, Universität Bonn

Moderation: Dr. Norbert Reichel, Demokratischer Salon:

Die Invasion der russischen Truppen in der Ukraine am 24. Februar 2022 veränderte den Blick auf manche Entwicklungen der vergangenen 100 Jahre in Osteuropa.
1941 bombardierte die deutsche Wehrmacht Kyiv, 2022 die russische Armee. Länder, um die sich die deutsche Erinnerungskultur bisher kaum kümmerte, wurden sichtbar.

Dr. Katja Makhotina und Franziska Davies haben sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit den Erinnerungskulturen in verschiedenen osteuropäischen Ländern beschäftigt. Gegenstand ihres im April 2022 bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt erschienenen Buches „Offene Wunden Osteuropas“ sind die Erinnerungen an die Shoah, an den deutschen Vernichtungskrieg sowie an den stalinistischen Terror in Russland, in Litauen, in Polen, in Belarus, in der Ukraine.

Grenzen wurden immer wieder neu gezogen, zumeist gewaltsam, es gab Deportationen, Vertreibungen, Vernichtung und Versklavung, die Verwüstung ganzer Regionen. Systematisch wurden Menschen ermordet, nur weil sie Jüdinnen und Juden waren oder einer anderen Nation angehörten. Im Zweiten Weltkrieg, der in Russland nach wie vor der „Große Vaterländische Krieg“ ist, kämpften Soldaten aus allen Nationen des damaligen sowjetischen Raums. Es starben über 27 Millionen sowjetische Bürger, die meisten von ihnen Zivilisten. Es entstanden aber auch Erzählungen von Heldinnen und Helden in Widerstand und Krieg, in Armeen und im Partisanenkampf.

Erinnerungsorte wurden gestaltet, verändert, vergessen, neu entdeckt und erschlossen. Mitunter konkurrierten verschiedene Erzählungen miteinander. Das Buch „Offene Wunden Osteuropas“ dokumentiert Reisen nach Lwiw, Babyn Jar, Minsk und Malyj Trostenez, Stalingrad, Leningrad, Wilna, nach Chatyn, Pirciupis und Korjukiwka, nach Betzec und Majdanek. Bücher, Filme, öffentlich zugängliche und private Dokumente lassen ein Bild der Vielfalt von Erinnerungen entstehen, die nach wie vor die Gegenwart der Menschen prägen. Monumente, Friedhöfe, Stadtbilder geben ein Bild einer Welt, die in Deutschland bisher viel zu wenig beachtet wurde.

Dr. Katja Makhotina wird ausgewählte Abschnitte des Buches lesen, Martin Aust kommentiert und ergänzt aus der Perspektive der Forschung zur osteuropäischen Geschichte. Beide werden mit den Zuhörerinnen und Zuhörern diskutieren.

Nach der Veranstaltung gibt es einen kleinen Empfang. Es besteht Gelegenheit, mit den Autorinnen zu sprechen und sich ein Buch signieren zu lassen. Der Büchertisch wird von Bücher Bartz Bonn-Beuel bereitgestellt.

Beginn der Veranstaltung: 18.00 Uhr
Die Teilnahme ist kostenfrei

Barrierefreiheit:
Der barrierefreie Zugang zu allen Bildungs-Angeboten ist dem GSI ein wichtiges Anliegen. Je nach Bedarf wird eine individuelle Lösung für Teilnehmer*innen und Referent*innen gefunden (www.gsi-bonn.de/barrierefrei)

       

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