Das verrückte Jahr 2022 neigt sich dem Ende entgegen. Die meisten haben wohl mehr Energie in dem Jahr gelassen, als ihnen lieb war. Die multiplen Herausforderungen und Krisen ähneln einem Schiff, das durch sehr raue See, ja sogar durch ein Unwetter fährt. Auch wir im GSI waren 2022 in ganz schön rauer See. Neben den coronabedingten Absagen, gerade im ersten Quartal und dem Versuch Normalität in der Ausnahmesituation zu leben, hat uns das Jahr ganz schön herausgefordert.
Aber sowohl im GSI als auch gesamtgesellschaftlich galt und gilt das Motto: Wir geben das Schiff nicht auf! Unermüdlich haben die Kolleg*innen gearbeitet und so immer wieder gute, spannende, tiefgehende, berührende und nach vorne gerichtete Lernangebote entwickelt und umgesetzt. Ich danke allen, die zu den Erfolgen beigetragen haben: den Fördermittelgebern, den Kooperationspartner*innen, den Teilnehmenden und natürlich allen Mitarbeitenden und Mitgliedern des GSI.
Nun aber zu den großen gesellschaftlichen Krisen. Als Abteilung Politische Bildung haben wir bereits in diesem Jahr Angebote umgesetzt, die dort ansetzen: Sie vermitteln wichtige Kompetenzen für ein Schiff in stürmischer See. Sie helfen, die Kompassnadel neu auszurichten, den politischen Weg zu finden und Konflikte auf dem Boot friedlich zu lösen. Dabei haben die Seminare und Tagungen dazu beigetragen, dass für die Teilnehmenden sichtbar wurde, woher der Wind weht, wer Verantwortung für die Krisen trägt und welche Akteure versuchen, das ganze Boot alleine zu übernehmen oder sogar zum Kentern zu bringen. Im nächsten Jahr sind diese Diskursräume, in denen wir unterschiedliche Perspektiven zusammenbringen wichtiger denn je.
Viele wichtigen Themen werden 2023 von uns in sechs zum Teil neuen und zum Teil bewährten Themenfeldern aufgegriffen:
Viele der Veranstaltungen werden unter unser Jahresmotto #zusammenhalten gestellt.
Beispiele dafür sind Veranstaltungen zu Inflation und Preisentwicklung, u.a. in Form von aufsuchender Bildungsarbeit, Klimawandel in Form der Klimagespräche, die Rolle der Streitkräfte, Fahrten mit Jugendgruppen an historische Lernorte, internationale Begegnungen vor allem in unserem deutsch-französischen Schwerpunkt. Die dort organisierten Begegnungen sind Gold wert. Gerade da der deutsch-französische „Motor“ Europas etwas ins Stottern geraten ist.
Auch die soziale Situation auf dem Boot werden wir thematisieren: Wir schauen genau hin, wer im Dunkeln rudert, wer wie viel vom Eintopf aus der Kombüse abbekommt, wer leer ausgeht und wer sich bei Hummer und Kaviar beim Captains Dinner rund um die Uhr ohne Rücksicht auf Verluste vergnügt. Zwei neue Bildungsurlaubsseminare zu sozialen Fragen sind daher im Programm.
Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass man sich den aktuellen Krisen am besten widmen kann, wenn man auch den Weg, den man gekommen ist genau im Blick hat - also die politisch-historische Bildung ernstnimmt. Sei es die Weimarer Republik, die NS-Zeit, der Kolonialismus oder die deutsch-deutsche Teilung und Wiedervereinigung. Darauf setzen wir unter anderem bei unseren Angeboten für Schulen oder für Gruppen von Menschen mit Migrationserfahrung.
Dabei befassen wir uns immer wieder mit der Person und dem Wirken unseres Namensgebers Gustav Stresemann. Auch er musste vor 100 Jahren für den Zusammenhalt der Gesellschaft kämpfen. Für den Erhalt der Demokratie und für Frieden und Versöhnung. Er hat sich in den Sturm gestellt und dabei selbst immer wieder seine Kompassnadel neu ausgerichtet. Wir werden daher mit abwechslungsreichen Formaten Parallelen und Unterschiede herausarbeiten und gemeinsam Lehren aus der Weimarer Republik ziehen.
Nun wünsche ich allen Leser*innen eine erholsame Zeit über den Jahreswechsel und würde mich sehr freuen, wenn wir Sie bald an Bord des GSI begrüßen dürften. #zusammenhalten