Wie viel mensch…? - Gedanken und Briefe aus dem Jahr 1989

„Wir haben am 9. November 1989 das Unmögliche als möglich erlebt. Es ist eine wunderbare Erfahrung, dass Mauern eingerissen werden können.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

Anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls und der Friedlichen Revolution hat das Gustav-Stresemann-Institut im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung NRW den 10-teiligen Audio-Podcast „Wie viel mensch…? - Gedanken und Briefe aus dem Jahr 1989“ produziert. Die Reihe basiert auf dem gleichnamigen Ein-Personen-Theaterstück von Mathias Wienecke.

In 10 Akten lässt „Wie viel mensch ...? “ das Publikum teilhaben an Gedanken und Briefen von Micha K. aus dem thüringischen Gotha. Er hält fest, was ihn im Jahr 1989 bewegt. Dabei spielen persönliche Schicksale und politische Ereignisse weltweit genauso eine Rolle wie die Ereignisse in seiner Stadt. Zuschauer – und nun auch Zuhörer – werden so Zeuge, wie sich eine Idee Bahn bricht, wie aus Einzelnen eine Bewegung wird und was zivilgesellschaftliches Engagement erreichen kann. „Wie viel mensch ...?“ ist dabei nie ein rein historischer Bericht, sondern vermag es durch die Fokussierung auf einen einzelnen Protagonisten Hoffnung, Begeisterung und Freiheitsträume erfahrbar zu machen.


2009 erstmals aufgeführt, hat Mathias Wienecke das Stück zum 30. Jahrestag des Mauerfalls für das GSI und die Landeszentrale für politische Bildung NRW als Audio-Reihe adaptiert. Wie auf der Bühne spricht der Jenaer Schauspieler Martin Bertram die Rolle des Micha K. Die Regie im Studio führte der Weimarer Medienkomponist Friedhelm Mund. Die Klanggestaltung stammt von Matthias Neumann.

Die erste Folge der Reihe führt zurück zum 15. April 1989: Protagonist Micha schreibt einen Brief an seine Schwester, die nach einer gemeinsamen Reise in die Bundesrepublik im Westen geblieben war. Micha hingegen kehrte zurück nach Gotha, um an den sich ankündigenden Veränderungen mitzuwirken. In den darauf folgenden Briefen berichtet er eindrücklich von den gefälschten Kommunalwahlen über die ersten Ereignisse der Friedlichen Revolution bis hin zum Fall der Mauer am 9. November und der Besetzung der Stasi-Dienststelle im Dezember ‘89.

Die 10 Folgen von „Wie viel mensch…?“  können Sie hier abrufen. Ergänzend dazu kann auch das Skript des Stückes heruntergeladen werden. Lehrerinnen und Lehrer finden darüber hinaus Begleitmaterial für den Schulunterricht. Mathias Wienecke und Martin Bertram können zudem für Aufführungen von „Wie viel mensch…? - Gedanken und Briefe aus dem Jahr 1989“ angefragt werden: wievielmensch(at)martinbertram.net


„Wie viel mensch…? Gedanken und Briefe aus dem Jahr 1989“
Eine Audio-Reihe in zehn Folgen nach dem Theaterstück von Mathias Wienecke
Produziert vom Gustav-Stresemann-Institut im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen
Sprecher: Martin Bertram
Klanggestaltung: Matthias Neumann
Studio-Regie: Friedhelm Mund
Projektleitung: Michael Münz, Gustav-Stresemann-Institut e.V.
Redaktion: Philipp Sanke, Landeszentrale für politische Bildung NRW


Die zehn Folgen als MP3-Download

Folge BeschreibungDownload
1Wie viel mensch....? Folge 1Michas erster Brief richtet sich an seine Schwester Jana, die im April 1989 nach einem Aufenthalt in Westdeutschland nicht wieder nach Gotha zurückgekehrt ist. Ihre Flucht hat ihn schwer getroffen, Micha richtet aber auch den Blick nach vorn: „Ich hab hier noch was vor. Ich glaube nämlich immer noch, dass dieses Land eine andere Chance verdient, dass wir etwas Besseres leben können als Euren Sozialismus.“Download Folge 1
2Wie viel mensch....? Folge 2Bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 organisieren sich viele Menschen, um die Stimmauszählungen zu kontrollieren und einen möglichen Wahlbetrug offen zu legen. Auch wenn dies in Gotha nicht gelingt, ist Micha sicher: „Sie haben die Wahl gefälscht, wie jedes Mal.“ Download Folge 2
3 Wie viel mensch....? Folge 3Die Ausreisewelle über Ungarn wirkt sich auch in Gotha aus. „Aber Frank und Ulrike sind offensichtlich aus Ungarn nicht zurückgekommen“, schreibt Micha im August 1989 seiner Schwester. „Wie soll das nur weitergehen? Meine Güte, zum Schluss knipsen wir hier noch das Licht aus, weil keiner mehr da ist.“ Gleichzeitig nimmt Micha politische Veränderungen in der DDR wahr. Download Folge 3
4 Wie viel mensch....? Folge 4Zur Einschulung erhält Michas Sohn auch den Antrag auf Mitgliedschaft bei den Pionieren. „Manipuliere ich ihn, wenn ich ihm sage, dass wir da nicht mitmachen, weil dieser Staat uns nicht so leben lässt, wie wir es wollen?“, fragt sich Micha in seinem Brief im September 1989, an seinen alten Freund Rainer in Berlin.Download Folge 4
5Wie viel mensch....? Folge 5„Schwesterchen, jetzt bewegt sich was. Überall wird darüber geredet, dass es so nicht mehr weitergehen kann“, schreibt Micha an Jana. Er berichtet von einem Aufruf zu einem Demokratischen Aufbruch, an dem er – trotz Verfolgung – mitgewirkt hat. Micha ist davon überzeugt: „Jetzt müssen sich die da oben bewegen. PERESTROIKA, Jana! Weißt Du, was das heißt? – Umgestaltung!“ Download Folge 5
6Wie viel mensch....? Folge 6Micha und seine Mitstreiter haben eine ganz eigene Form gefunden, den 40. Geburtstag der DDR zu begehen: Seine Aktion ist Abschied und Aufbruch zugleich, während in Berlin Demonstranten der Gewalt des Regimes ausgesetzt sind. „Die Polizei und Stasi muss brutal gegen alle vorgegangen sein, die versucht haben, ihren Protest bei den Feierlichkeiten zu zeigen“, schreibt Micha seiner Mutter. Und hofft, dass der Widerstand trotzdem gewaltfrei bleibt.Download Folge 6
7 Wie viel mensch....? Folge 7„Heute gab es auch in Gotha eine erste Demonstration“, schreibt Micha ganz begeistert seiner Schwester in den Westen. „Jetzt geht es los, Jana, jetzt können sie nicht mehr anders“, ist er sich sicher. „Du wirst sehen. Jetzt muss sich was ändern.“ Download Folge 7
8 Wie viel mensch....? Folge 8Die Demonstration in Gotha hätte auch in Gewalt enden können – nur knapp können Micha und andere eine Eskalation verhindern. Dabei hat Micha gerade erst erfahren, wie brutal und willkürlich Polizei und Stasi in gegen Demonstranten in Berlin vorgegangen sind. „In all dem Aufbruch, den wir erleben, scheinen mir Partei und Regierung doch noch sehr stark mit ihrem Machtapparat“, schreibt Micha verunsichert.Download Folge 8
9Wie viel mensch....? Folge 9Die Mauer ist offen – Micha kann das noch gar nicht glauben. „Heißt das, dass wir uns bald sehen werden?“, fragt er seine Schwester. In die Freude mischt sich aber auch Unsicherheit: „Was wird das wohl für all die Veränderungen in unserem Land bedeuten?“Download Folge 9
10Wie viel mensch....? Folge 10Vier Wochen nach dem Fall der Mauer ist die DDR im Umbruch. Neue demokratische Teilhabemöglichkeiten entstehen, und doch „dürfen wir nicht übersehen, dass in den Behörden noch all die roten Socken sitzen.“ In diese Überlegungen hinein erhält Micha einen Anruf, der ihn aufschrecken lässt: „Ich glaub’ es nicht, diese Schweine verbrennen die Akten.“ Er muss sofort los…Download Folge 10
Der Podcast als Gesamt-Fassung Alle zehn Folgen in einer DateiDownload Gesamtfassung

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Ergänzende Downloads

Download: Transkript der Audio-Produktion

Download: Begleitmaterial für den Schulunterricht


Die Beteiligten

Mathias Wienecke, Jahrgang 1959, hat in „Wie viel mensch…?“ die Ereignisse von 1989 und seine Wahrnehmung verarbeitet. Dabei hat er auch seine langjährigen Erfahrungen als Diakon mit Spezialisierung auf Jugendarbeit, als diplomierter Sozialpädagoge FH sowie Dozent an der Evangelischen Fachschule für Diakonie und Sozialpädagogik einbringen können. Darüber hinaus verfügt Wienecke über eine Spiel- und Theaterausbildung (AGS).

Als Sprecher hat Martin Bertram seine Erfahrung in der Rolle im Studio eingebracht. Bertram ist freischaffender Schauspieler in der Theater- Film- und Fernsehlandschaft, war unter anderem auch bei Produktionen von ARD und ZDF zu sehen. Die Rolle des Michael K. aus Mathias Wieneckes Stück hat er schon oft gegeben und kann dies authentisch auch in der Audioproduktion reproduzieren.

Klanggestalter Matthias Neumann hat für die Bühnenfassung des Stücks die eindrucksvollen Klangcollagen produziert. Der diplomierte Mediengestalter mit dem Schwerpunkt elektroakustische Installation/Komposition war seit 2010 technischer Leiter im „Stellwerk - Junges Theater“ in Weimar und nun seit 2015 hauptberufliches Mitglied der Tonabteilung des Deutschen Nationaltheaters Weimar. Seine Klangcollagen verstärken die Wirkung des Gesagten und Gespielten – für die Audioproduktion ein unverzichtbares Element.

Als Studio-Regisseur hat der Weimarer Medienkomponist Friedhelm Mund alles zu einer professionellen und gleichzeitig berührenden Produktion zusammengeführt. Mund ist seit 10 Jahren hauptberuflich als Musikproduzent und Komponist für Film/TV und Theater tätig. Er betreibt in Weimar ein Studio, das die perfekte Umgebung für die eindrückliche Produktion geboten hat.