„Wir sind dran“ - Die Demokratie zurückerobern

Ernst Ulrich von Weizsäcker, bis 2000 Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, stellte am Montag, 10. September, im GSI den neuen Bericht des Club of Rome vor. Der Titel seines Vortrags vor rund 200 Gästen: “Globalisierungskrise und Finanzdiktatur – hat der Planet Erde noch eine Chance – ist unsere Politik enkeltauglich?“

In der Begrüßung wies GSI-Direktor Dr. Ansgar Burghof auf  die Bedeutung der globalen Fragestellungen hin. „Die Welt ist in vielerlei Hinsicht aus den Fugen geraten“, konstatierte Burghof, deshalb sei es Ziel des GSI, „zivilgesellschaftliches und entwicklungspolitisches Engagement zu fördern.“ Für die grenzenlosen Herausforderungen könne es nur internationale Lösungen geben.

Die Buchpräsentation wurde in Kooperation mit Forum-Eine-Welt durchgeführt. Dessen Sprecherin Renate Hendricks, die zugleich die  Moderation des Abends übernahm, betonte die Verantwortung für die folgenden Generationen. „Wir müssen uns ehrlich machen“, forderte Hendricks. Dazu gehöre die Analyse, welche Effekte der eigene Ressourcenverbrauch auf die anderen Länder sowie die nachfolgenden Generationen habe.

Ernst Ulrich Weizsäcker, der als Ko-Präsident des Club of Rome ein Mitautor des neuen Berichtes „Wir sind dran - Was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen!“ ist, sieht im Jahr 1990 einen historischen Bruch. Mit dem Ende des Kalten Krieges sei die Notwendigkeit für das Kapital weggefallen, die westlichen Staaten als Bollwerk gegen den Kommunismus zu betrachten. Die Jahre 1950 bis 1990 könnten unter diesem Gesichtspunkt, so Weizsäcker, als „goldene Jahre der Demokratie“ betrachtet werden, in denen der Staat noch die Macht inne gehabt habe. Ab 1990 hätten sich die Machtverhältnisse dramatisch verschoben, heute diktierten die Finanzmärkte das Geschehen und kontrollierten die Politik. In der Folge sei der Sozialstaat in Frage gestellt worden und die Schere zwischen Arm und Reich reiße immer mehr auf.

Hier lautet eine zentrale Forderung des Club of Rome, durch eine Regulierung der Finanzmärkte die Macht-Verhältnisse wieder zugunsten der  demokratisch gewählten Regierungen umzukehren. Zugleich sei eine „neue Aufklärung“ erforderlich. Viele philosophische Konzepte, religiöse Anschauungen und gesellschaftliche Regeln stammten noch aus einer Zeit, in der die Lebensverhältnisse auf dem Planeten gänzlich anders gewesen wären, sagte von Weizsäcker. „Mit dieser ‚out-dated philosophy‘ ist Problemen wie dem Klimadesaster nicht zu begegnen“, stellte der Wissenschaftler fest. Von Weizsäcker schilderte zahlreiche Phänomene, die die Dringlichkeit einer politischen wie gesellschaftlichen  Umorientierung aufzeigen, darunter den Anstieg des Meeresspiegels, Waldbrände, extreme Trockenheit und Taifune.

Zugleich gelte es aber, so von Weizäcker, „nicht pessimistisch sondern pragmatisch, realistisch und optimistisch“ zu sein. Anlass zum Optimismus böten etwa Projekte, die eine „neue Balance zwischen Mensch und Natur“ anstrebten. Der Ko-Präsident des Club of Rome stellte konkrete Initiativen vor, die der ökologischen Kreislaufwirtschaft, der Energieeffizienz und der Eindämmung des Ressourcenverbrauch verpflichtet sind. Würde dies zum Maßstab, dann sei die Welt wieder „enkeltauglich“, so von Weizsäcker.

 

Fotos: Eduard N. Fiegel