Vergangene Zukunft

15-04-2021 until 15-04-2021, online (Seminar number 5/300/21)

Erinnern und Vergessen im Spannungsfeld gesellschaftspolitischer Auseinandersetzungen

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! Nachtrag !
Am 15.04.2021 hatten wir, in Kooperation mit den Wissenskulturen und dem Demokratischen Salon:, die Online-Veranstaltung, in der Reihe "Erinnerungskulturen".
Das Thema in der 1. Veranstaltung lautete "Vergangene Zukunft".
Unter diesem Titel wurde mit verschiedenen Referent*innen, Moderator*innen und Teilnehmer*innen, das Thema Erinnern und Vergessen besprochen und diskutiert.

Frau Prof. Dr. Dr. Assmann brachte es auf den Punkt: "Geschichte ist, wenn man keine Menschen mehr fragen kann, sondern nur noch Quellen."

Gerne möchten wir Ihnen die Nacharbeit der Veranstaltung präsentieren. Lesen, schauen und klicken Sie sich durch, es lohnt sich!

Wir wünschen Ihnen viel Freude und Spaß mit den Unterlagen und den unten angeführten Filmen.

Ihr GSI-Team

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Eine digitale Veranstaltung des Gustav-Stresemann-Instituts, in Kooperation mit dem Verein Wissenskulturen und Demokratischer Salon:.

Sie findet statt, am 15.04.2021 von 18.30 Uhr bis 21.00 Uhr

Einen Link zu der Online-Veranstaltung erhalten Sie einen Tag zuvor.

Der Blick auf Vergangenes beeinflusst den Rahmen unserer Wahrnehmung historischer Ereignisse, welche wiederum Ausgangpunkt für politische Entscheidungen sind, die sich auf die Zukunft richten. Wenn Rückbezug auf die Vergangenheit genommen wird, sind auch die Fragen zu beantworten, an was sich erinnert wird und in welcher Form - sowie welche Ereignisse oder Personen verschwiegen werden.

Frau Prof. em. Dr. Dr. h.c. Aleida Assmann wird einen einführenden Impuls zum Verschränken von Erinnern und Vergessen geben.

In virtuellen Workspaces werden unterschiedliche Themen von folgenden Referent*innen zur Diskussion gestellt:

Jürgen Kaumkötter, Direktor des Zentrum für verfolgte Künste, Solingen

Ursula Holzapfel und Ulrich Kollwitz, Comisión Vida, Justicia y Paz, Cali/Kolumbien

Dr. Michael Paetau und Gerd Pütz, Zentrum für Wissenskulturen, Bonn

Dr. Dirk Lukaßen NS-Dokumentationszentrum, Köln

Dr. Sandra del Pilar, bildende Künstlerin und Kunsthistorikerin

Dr. Norbert Reichel, Demokratischer Salon:, Bonn

Programm

18.30 Uhr: Eröffnung

Begrüßung und Moderation: Wilfried Klein, GSI

Begrüßungswort der Oberbürgermeisterin von Bonn: Katja Dörner

Keynote: Prof. Aleida Assmann
Formen und Techniken des Vergessens

Anschließend Diskussion im Plenum

19.30 Uhr: Workspaces

Workspace I: Wer sind die Opfer, wer sind die Täter?

Der Zivilisationsbruch der Shoah ist einzigartig. Aber die Leiden der Opfer in den kommunistischen Ländern, der Völkermorde in Ruanda, Armenien, der ermordeten Frauen in Mexiko und anderswo dürfen nicht bagatellisiert werden. Doch wer kennt die Opfer? Und wer kennt die Täter, wer hat den Mut sie zu benennen, in der eigenen Familie, im persönlichen Umfeld? Die mexikanisch-deutsche Künstlerin Sandra del Pilar malte Täter von Abu Ghraib und Guantánamo, sie gab den Opfern von Hexenprozessen, entführten Kindern, den ermordeten Frauen von Ciudad Juárez ein Gesicht. Ihre Arbeit eröffnet einen anderen Blick auf das Verhältnis zwischen Opfern und Tätern.

Moderation: Dr. Norbert Reichel, Demokratischer Salon:.

Workspace II: Die Zukunft der Erinnerung? – Erinnerungskultur in der virtuellen Welt am Beispiel des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln

360-Grad-Rundgänge, virtuelle Führungen, online-Seminare und Zeitzeug*innenportale – Die Gedenkstätten- und Ausstellungswelt als Teil der Erinnerungskultur reagiert nicht erst seit der Corona-Pandemie auf die Herausforderungen der digitalen Welt. Doch was ist sinnvoll, was hat Mehr- und Eigenwert gegenüber der Authentizität des Analogen?

Am Beispiel des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln (NS-DOK) stellt Dr. Dirk Lukaßen die verschiedenen digitalen Angebote des Hauses vor, lädt im Workspace zum individuellen Erkunden ein und diskutiert mit Ihnen die Frage, welche Bedeutung und Auswirkungen digitale Formate für die „Zukunft der Erinnerung“ haben.

Dr. Dirk Lukaßen, Referent des Museumsdienstes Köln für Bildung und Vermittlung am NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.

Moderation: Ulrike Sommer, Wider Sense TraFo gGmbh

Workspace III: Wer zeugt für den Zeugen?

Werden Auschwitz und die ehemaligen Konzentrationslager des nationalsozialistischen Deutschlands nach dem Tod des letzten Überlebenden vergessen werden — oder noch schlimmer, zu einem inhaltsleeren „Disneyland of Horror“? Oder sind die Sorgen übertrieben? Hat die zweite und dritte Generation längst die „Zeugenschaft“ von der Opfergeneration übernommen? Vieles deutet darauf hin, dass sich die Formen der Erinnerung an die Shoa und die Diktatur des NS-Regimes verändern, sich die Rezeption der Holocaust-Kunst an einem Wendepunkt befindet. Die lange vergessene Kunst aus den Lagern, Ghettos und Verstecken, der Verfolgten und Exilanten erlebt als emotionales Zeugnis eine Wiederentdeckung. Ein sichtbares Zeichen hierfür ist die Gründung des Museums Zentrum für verfolgte Künste im Jahr 2015, was Salman Rushdie und Herta Müller schon Anfang der 1990er-Jahre forderten.

Jürgen Joseph Kaumkötter, Kunsthistoriker und Historiker M.A., Direktor des Museumszentrums für verfolgte Künste, Kurator und Autor

Moderation: Sophie Schöndube, GSI

Workspace IV: Erinnerungskultur im Spannungsfeld von Ideologie und politischen Interessen

Die Erinnerung an Personen und Ereignisse ist an politische Interessen und ideologische Standpunkte gebunden. In jeder gesellschaftlichen Epoche war sie Gegenstand einer Auseinandersetzung, in der die Interpretation von Geschichte und die Bewertung der Handlungen von historischen Persönlichkeiten das Selbstverständnis unterschiedlicher gesellschaftspolitischer Strömungen geprägt hat. Dies gilt natürlich in besonderem Maße für den Diskurs über die Rolle von Personen und Institutionen im Zusammenhang mit der Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland.

Das Spannungsfeld, in dem sich dieser Diskurs bewegt, soll in diesem Work Space am konkreten Beispiel einer Initiative, die sich die Umbenennung eines Platzes und einer Allee in Bonn, die den Namen des ehemaligen Reichspräsidenten Hindenburg tragen, zum Ziel gesetzt hat, thematisiert werden. Die Argumentationen von Gegner*innen und Befürworter*innen zeigen deutlich, dass der Streit um die „richtige“ Erinnerungskultur immer auch eine Auseinandersetzung über Zukunftsbilder einer Gesellschaft ist.

Gerd Pütz, Historiker und Mitglied der Bonner Initiative zur Umbenennung von Hindenburgplatz und Hindenburg-Allee.

Moderation: Natascha Thurow, GSI

Workspace V: Erinnerungskultur und Traumabewältigung in Kolumbien

Die Aufarbeitung der konfliktreichen Vergangenheit in Kolumbien ist zentraler Teil eines komplexen Transformationsprozesses, in dem die Grundlagen für eine friedliche Zukunft, unter den Bedingungen von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie geschaffen werden sollen. Das 2016 zwischen der kolumbianischen Regierung unter Präsident Juan Manuel Santos und der FARC-Guerilla vereinbarte Friedensabkommen beinhaltet u.a. eine Verpflichtung zur Wahrheitsfindung, zur Schaffung von Gerechtigkeit, zur Wiedergutmachung der Opfer und Garantien für eine Nicht-Wiederholung. Um diese Ziele zu erreichen, sind in den vergangenen Jahren eine Reihe von institutionellen und zivilgesellschaftlichen Aktivitäten unternommen worden. Neben einer generellen Übersicht über die ergriffenen Maßnahmen auf nationaler Ebene zur Schaffung eines »nationalen Gedächtnisses des Gewaltkonflikts«, das in Kolumbien unter dem Begriff des »Memoria Historica« diskutiert wird, wollen wir uns in dieser Veranstaltung auf zwei konkrete Beispiele aus dem Departamento Chocó an der Pazifikküste, in dem besonders die indigene und afrokolumbiansiche Bevölkerung gelitten hat, konzentrieren.

Um zu verhindern, dass die zahlreichen Opfer dem Vergessen anheimfallen, hat die Menschenrechtskommission des Bistums Quibdó eine Kapelle zur Erinnerung an die ermordeten oder verschwundengelassenen Zivilpersonen eingerichtet. Dort sind 932 Namen, soweit vorhanden mit Foto, Alter, Datum und Ort der Verbrechen festgehalten.  Auch die Gruppierung der mutmasslichen Täter wird benannt. Für die Angehörigen der Gewaltopfer, mehrheitlich Frauen, ist  die Traumabewältigung eine zentrale Aufgabe. Nicht alles muss oder kann dabei von den Betroffenen mit Worten ausgedrückt werden. Handarbeitskunst, mit der sie gleichzeitig ihren Unterhalt verdienen können, hat sich als wirksame Methode für psychosoziale Begleitung bewährt.

Ursula Holzapfel & Ulrich Kollwitz, Comisión Vida, Justicia y Paz, Quibdó, Colombia;

Moderation: Dr. Michael Paetau, Wissenskulturen e.V., AK »COLPAZ – Frieden für Kolumbien«

20.30 Uhr Berichte aus den Workspaces, Diskussion, Ende

Diskussion im Plenum
Zusammenfassung und Ausblick

Moderation: Gerd Pütz, Wissenskulturen

Bitte geben Sie bei der Anmeldung im Feld 'Bemerkung' Ihren favorisierten Workspace sowie eine Alternative an.


 

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